von Stefan Schopf
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14. Mai 2025
In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung, wachsender Entfremdung zwischen Mensch und Natur und einer immer lauter werdenden Debatte um Wildtierschutz, ist es wichtiger denn je, sich zu positionieren – sachlich, faktenbasiert und mit klarem Kompass. Genau deshalb haben wir als Jagdagenda21 e.V. mit unserem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Mai auf die Berichterstattung zur Aufhebung der Schonzeitmaßnahmen für die Gams in Oberbayern reagiert. Diese Entscheidung, die zunächst leise Freude bei vielen Natur- und Wildtierfreunden ausgelöst hat, ist für uns nicht nur ein juristischer oder administrativer Erfolg – sie ist ein Symbol. Ein Symbol für die Möglichkeit, dass langfristige, hartnäckige und gemeinschaftlich getragene Überzeugungsarbeit Wirkung zeigt. Ein Zeichen dafür, dass es in der heutigen Zeit immer noch möglich ist, faktenbasiert und sachlich eine respektvollere Behandlung unserer heimischen Wildtiere durchzusetzen. Warum wir diesen Leserbrief geschrieben haben Unser Leserbrief ist mehr als ein Kommentar – er ist ein Rückblick auf einen Weg, der lang, steinig und oft von Widerstand begleitet war. Wir wollten deutlich machen, dass hinter dem Schutz der Gams keine spontane Entscheidung, sondern jahrelanges Engagement steht: wissenschaftlich fundiert, fachlich begleitet, und getragen von vielen Mitstreitern aus Tierschutz, Jagd, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Als Jagdagenda21 e.V. waren wir von Beginn an Teil dieses Weges. Gemeinsam mit dem Verein Wildes Bayern e.V., mit dem Tierschutzverein Garmisch-Partenkirchen und vielen weiteren Unterstützern haben wir im Rahmen des Gamssymposiums 2014 den Anstoß zu einer neuen Betrachtung der Gams gegeben. Seither haben wir uns in zahlreichen Diskussionen, Verfahren und Veranstaltungen eingebracht – nicht, um Schuldige zu suchen, sondern um Verantwortung zu teilen. Gams und Gerechtigkeit – unser gemeinsames Anliegen Die Gams ist weit mehr als ein Tier der Alpen. Sie ist ein Sinnbild für alpine Wildnis, für Anpassungsfähigkeit und für das fragile Gleichgewicht zwischen Natur und menschlicher Nutzung. Der Schutz der Gams ist für uns daher nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ethische Verpflichtung. „Gerechtigkeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang: Eine faire, sachlich begründete und respektvolle Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir mit unseren Wildtieren umgehen wollen – fernab von politischen oder wirtschaftlichen Interessenlagen. Es geht darum, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und das Vertrauen in Naturschutz, Jagd und Verwaltung zu stärken. Der Blick nach vorn Unser Appell im Leserbrief lautet deshalb: Der heutige Schutz der Gams darf nicht als reines Schaufenster verstanden werden. Er muss als Auftrag gesehen werden – für ein zukünftiges, verantwortungsvolles Handeln gegenüber unserer Wildtierwelt. Es ist ein Auftrag, den wir als Jagdagenda21 e.V. weiterhin ernst nehmen – gemeinsam mit all jenen, die sich für eine sachgerechte, faire und nachhaltige Wildtierpolitik einsetzen. Denn echter Naturschutz beginnt dort, wo nicht Lautstärke, sondern Langatmigkeit zählt. Wo nicht Symbolpolitik, sondern Substanz gefragt ist. Und wo wir erkennen: Gams und Gerechtigkeit gehören zusammen. Thomas Bär und Team Vorsitzender Jagdagenda21 e.V.