Aktuelles
Jahresabschluss 2013/2014 der Bayerischen Staatsforsten
21. August 2014
Der Jahresabschluss 2014 der Bayerischen Staatsforsten bietet einige aufschlussreiche Erkenntnisse. So wird im Bereich Jagd und Fischerei die „dienende“ Aufgabe der Jagd gleich in der Einleitung als allgemein akzeptiertes Faktum dargestellt, frei nach dem Motto, oft genug behaupteter Unsinn wir bald nicht mehr hinterfragt werden.
Wie allgemein bekannt, nützt die Fokussierung auf einen möglichst hohen Schalenwildabschuss weder dem Wild noch dem Wald, schadet aber der Akzeptanz der Jagd in der Öffentlichkeit. Und genau das scheint gewollt zu sein.
Ist es verwunderlich, dass die Pachtnachfrage nach Staatsjagdrevieren weiterhin sehr verhalten bzw. rückläufig ist? Welcher vernünftig denkende Jäger kann oder will schon die Pachtvorgaben des Staates akzeptieren als da sind:
deutlich überhöhte Abschusspläne, die nicht mehr erfüllbar sind
Abschuss nach dem Motto Zahl vor Wahl, Wald vor Wild, Mammon vor Moral
Fütterungsverbot trotz Notzeit
verkürzte Pachtzeiten mit Kündigungsklausel bei Nichterfüllung der Abschusspläne
Beim Verkauf von Jagderlaubnisscheinen kommt noch hinzu, dass diese nur jährlich vergeben und sehr oft schon auf neun Monate begrenzt werden. Ferner haben die Pirschbezirkler zusätzliche Drückjagden in ihrem Bezirk zu akzeptieren. Eigentlich unverständlich, dass es zwar schon weniger aber immer noch so viele pachtwillige Jäger/Innen gibt. Was hat die strikte Beschränkung auf den Abschuss noch mit Jagd zu tun?
Klare Worte sprechen die Abschusszahlen in der Regiejagd. Beim Rotwild konnte noch eine Steigerung um 57 Stück erzielt werden. Wichtig zu wissen ist aber, dass im Jagdjahr 2013/2014 im gesamten Alpenraum zusätzlich 251 Stück Rotwild zu sog. „Diagnostischen Zwecken“ in und um Wintergatter herum auch in der Schonzeit erlegt wurden.
Beim Gamswild sank die Jagdstrecke unter das Niveau von 2011/2012 und beim Rehwild unter die Zahlen von 2010/2011. Das sollte doch zu denken geben. Ganz offensichtlich sind die Abschusspläne schon heute auch mit unzähligen Drückjagden nicht mehr erfüllbar.
Einen Auszug des Jahresabschlusses können Sie hier
ansehen.

In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung, wachsender Entfremdung zwischen Mensch und Natur und einer immer lauter werdenden Debatte um Wildtierschutz, ist es wichtiger denn je, sich zu positionieren – sachlich, faktenbasiert und mit klarem Kompass. Genau deshalb haben wir als Jagdagenda21 e.V. mit unserem Leserbrief in der Süddeutschen Zeitung vom 8. Mai auf die Berichterstattung zur Aufhebung der Schonzeitmaßnahmen für die Gams in Oberbayern reagiert. Diese Entscheidung, die zunächst leise Freude bei vielen Natur- und Wildtierfreunden ausgelöst hat, ist für uns nicht nur ein juristischer oder administrativer Erfolg – sie ist ein Symbol. Ein Symbol für die Möglichkeit, dass langfristige, hartnäckige und gemeinschaftlich getragene Überzeugungsarbeit Wirkung zeigt. Ein Zeichen dafür, dass es in der heutigen Zeit immer noch möglich ist, faktenbasiert und sachlich eine respektvollere Behandlung unserer heimischen Wildtiere durchzusetzen. Warum wir diesen Leserbrief geschrieben haben Unser Leserbrief ist mehr als ein Kommentar – er ist ein Rückblick auf einen Weg, der lang, steinig und oft von Widerstand begleitet war. Wir wollten deutlich machen, dass hinter dem Schutz der Gams keine spontane Entscheidung, sondern jahrelanges Engagement steht: wissenschaftlich fundiert, fachlich begleitet, und getragen von vielen Mitstreitern aus Tierschutz, Jagd, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Als Jagdagenda21 e.V. waren wir von Beginn an Teil dieses Weges. Gemeinsam mit dem Verein Wildes Bayern e.V., mit dem Tierschutzverein Garmisch-Partenkirchen und vielen weiteren Unterstützern haben wir im Rahmen des Gamssymposiums 2014 den Anstoß zu einer neuen Betrachtung der Gams gegeben. Seither haben wir uns in zahlreichen Diskussionen, Verfahren und Veranstaltungen eingebracht – nicht, um Schuldige zu suchen, sondern um Verantwortung zu teilen. Gams und Gerechtigkeit – unser gemeinsames Anliegen Die Gams ist weit mehr als ein Tier der Alpen. Sie ist ein Sinnbild für alpine Wildnis, für Anpassungsfähigkeit und für das fragile Gleichgewicht zwischen Natur und menschlicher Nutzung. Der Schutz der Gams ist für uns daher nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ethische Verpflichtung. „Gerechtigkeit“ bedeutet in diesem Zusammenhang: Eine faire, sachlich begründete und respektvolle Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir mit unseren Wildtieren umgehen wollen – fernab von politischen oder wirtschaftlichen Interessenlagen. Es geht darum, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und das Vertrauen in Naturschutz, Jagd und Verwaltung zu stärken. Der Blick nach vorn Unser Appell im Leserbrief lautet deshalb: Der heutige Schutz der Gams darf nicht als reines Schaufenster verstanden werden. Er muss als Auftrag gesehen werden – für ein zukünftiges, verantwortungsvolles Handeln gegenüber unserer Wildtierwelt. Es ist ein Auftrag, den wir als Jagdagenda21 e.V. weiterhin ernst nehmen – gemeinsam mit all jenen, die sich für eine sachgerechte, faire und nachhaltige Wildtierpolitik einsetzen. Denn echter Naturschutz beginnt dort, wo nicht Lautstärke, sondern Langatmigkeit zählt. Wo nicht Symbolpolitik, sondern Substanz gefragt ist. Und wo wir erkennen: Gams und Gerechtigkeit gehören zusammen. Thomas Bär und Team Vorsitzender Jagdagenda21 e.V.

Seit Jahren unterstützen wir mit unserem Verein u.a. durch Spenden die vorbildliche Arbeit des von Frau Dr. Christine Miller geführten Vereins „ Wildes Bayern“. Ein großer Erfolg für Bayerns Gamswild konnte jetzt erzielt werden und zeigt, dass es sich lohnt für die Sache, für das Wild zu kämpfen und sich nicht verbiegen zu lassen. Gratulation an Frau Dr. Miller und alle ihre Unterstützer! PRESSEMITTEILUNG WILDES BAYERN Sensationserfolg für Wildtiere und Natur vor dem Bundesverwaltungsgericht: Verordnung zur Schonzeitaufhebung im bayerischen Bergwald nicht rechtens N Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am 7. November ein unglaubliches Joch vom Bergwild in Bayern genommen: Es gab Wildes Bayern e. V. mit seiner Klage recht und erklärte die Schonzeitaufhebungs-Verordnung der Regierung von Oberbayern vom Februar 2019 für nicht gesetzeskonform. Aufgrund solcher Verordnungen wurden seit Jahrzehnten Wildtiere in Dutzenden von Gebieten am Berg auch im Winter und Frühjahr verfolgt. eue Seit über 20 Jahren wird auf großen Flächen in den oberbayerischen Gebirgswäldern dem Wild keine Ruhe mehr gelassen. Unter dem Argument, dass sich der schützende Bergwald in Auflösung befinde und bei Anwesenheit von Wildtieren nicht mehr verjüngen könne, hebt die Regierung von Oberbayern alle fünf Jahre per Verordnung großräumig die Schonzeit für Rehe, Gämsen und Hirsche auf. Ausgerechnet in den überlebenswichtigen Winterlebensräumen des Gamswildes auf Südhängen werden die Tiere deshalb auch in ihrer dringend benötigten Ruhephase im Winter und im Frühjahr von Schützen verfolgt. Der Verein Wildes Bayern e. V. hielt diese Praxis nie für rechtskonform und hat deshalb bereits vor 2019 Klage gegen die damals aktuelle Verordnung eingereicht. Nach einem Marathon durch die Gerichtsinstanzen kam das Wild der bayerischen Berge am 7. November nun endlich zu seinem Recht: Das Bundesverwaltungsgericht folgte der Argumentation der namhaften Umwelt Juristen Leopold M. Thum und Peter Fischer-Hüftle, die die Klage von Wildes Bayern vertraten, und erklärte die Verordnung zur Änderung der Jagd- und Schonzeiten für Schalenwild in Sanierungsgebieten im Regierungsbezirk Oberbayern für nicht rechtskonform. Entscheidend war dabei das Argument, dass die möglichen und tatsächlichen Auswirkungen der Schonzeitraufhebungen auf geschützte Wildarten, auf Gamswild und auf geschützte Lebensräume niemals fachlich von den zuständigen Stellen geprüft worden waren. „Die Entscheidung ist ein absoluter Sensationserfolg für unsere heimischen Wildtiere“, freut sich Wildes Bayern-Vorsitzende Dr. Christine Miller. „Wildtiere einfach für vogelfrei zu erklären, ohne ihre Rolle als Bestandteile der Natur zu berücksichtigen, ist überkommen und unserer heutigen Sicht auf die Natur absolut nicht mehr gemäß. Es muss sich nun erweisen, ob und wie sich diese für die bayerische Jagdpraxis in Staatsforstbereichen durchaus wegweisende Entscheidung darüber hinaus auch auf das gesamte Schutzwaldmanagement der Staatsforstverwaltung auswirken wird.“

UPDATE – ENDSPURT IM KAMPF UM DIE GAMS – Für die Gams wird es jetzt ernst. Nicht nur die Brunft steht bevor und da geht es in den Gamsrevieren meist hoch her. Auch unsere Kampagne „Rettet die Gams“ biegt in den Schlussparcours ein. Wir haben inzwischen weit über 22.000 Unterschriften (online und auf Papier) gesammelt. Aber zum Schluss wollen wir noch mal alle Kräfte mobilisieren.